Liebe Freunde, liebe Familie, liebe Gäste und natürlich liebes Brautpaar,

es ist schön, dass heute so viele gekommen sind, um die Hochzeit von meiner Schwägerin Sabrina und meinem Bruder Jan zu feiern.

Ich darf schon Schwägerin sagen, da sich die beiden gerade vorhin im Standesamt Ettlingen das Ja-Wort gegeben haben. Sabrina, ich bin glücklich, dich nun in der Familie Federkeil zu haben und gratuliere euch von Herzem.

Ihr beide wolltet aber gern, dass eure Geschwister und engen Bezugspersonen noch eine freie und damit wohl auch persönlichere Trauung für euch gestalten.

Damit auch unsere verstorbenen Lieben dabei sein können, habt ihr zum Gedenken diese Kerzen aufgestellt.

Ich freue mich so sehr, dass ihr mich gefragt habt, ob ich eure Traurednerin sein möchte. Schließlich habe ich bereits im Jahr 2012 einen Grundstein für eure Verlobung und damit einhergehend natürlich auch für die Hochzeit heute gelegt. Ich habe nämlich Sabrinas Ringgröße herausgefunden! Und so einfach war das gar nicht…

Jan fragte mich im Mai 2012 über Facebook – er war damals in Singapur: „Kannst du mir einen gefallen machen und mal abschätzen was für eine Ringgröße Sabrina brauch? Ich will ihr als Überraschung einen kleinen Ring schenken, den gibt es in den Größen S,M,L,XL also nicht so viel Auswahl. Kannst sie ja auch vielleicht mal Fragen, unter irgend einem Vorwand“. Ich, als engagierte Schwester, natürlich

gleich geantwortet, dass ich mir etwas überlege und mich melde, obwohl ich eigentlich überhaupt keine Idee hatte, wie ich das machen sollte – ich wohnte zu dieser Zeit in Rostock, also ca. 800 km entfernt von Sabrina, also hatte ich auch keine Möglichkeit, mal heimlich im Schlaf ihren Ringfinger abzuschätzen oder auszumessen.

Bereits fünf Stunden später hatte ich dann aber die gewünschte Antwort. Ich schrieb Jan schnell und er fragte prompt verdutzt, wie ich das denn herausbekommen hätte. Ich kopierte ihm meine Nachricht, die ich zwar an verschiedene meiner Freundinnen gerichtet, jedoch nur Sabrina geschickt hatte: „Hey mädels, ich hab euch ausgesucht aus folgemdem grund:

catha (das ist meine beste Freundin) war doch im märz hier und da waren wir auch shoppen. da ich ihr noch ein geburtstagsgeschenk schulde habe ich an den ring gedacht, den sie hier in einem Laden so schön fand, aber noch ganz schön teuer war. jetzt ist der reduziert und ich wollte ihn ihr mit tom (das ist mein Freund) zusammenschenken. ich denke, dass ihr in etwa die gleiche ringgröße haben könntet. wenn ihr wisst, welche das ist, wär es super, wenn ihr sie mir schreiebn könntet.“

Sabrina antwortete direkt und hinterfragte auch nichts. Als sie den Ring schließlich einige Wochen später von Jan geschenkt bekam, war sie ganz verwundert, woher Jan ihre Ringgröße wusste. Ich weiß nicht, ob er damals schon unsere „Facebook-Geschichte“ erzählt hat oder noch versucht hat, Sabrina verkaufen, dass er Ihr diesbzgl. Ganz besonders gut zugehört hatte.

ABER: Jan hat die Ringgröße wohl über die Jahre nicht vergessen, denn der Verlobungsring passte schließlich auf Anhieb.

Und wenn ihr sie nun auch wissen wollt: es ist Größe 55.

Lieber Jan, liebe Sabrina,

jeder der euch und euren bisherigen gemeinsamen Lebensweg kennt, wird mir wohl zustimmen, wenn ich sage, dass kaum ein Zitat besser auf euch zutrifft als folgendes von Mark Twain:

Es gibt kein sichereres Mittel, festzustellen, ob man einen Menschen mag oder hasst, als mit ihm auf Reisen zu gehen.

Bei euch beiden würde ich noch ergänzen: als mit ihm auf Reisen zu gehen und immer eine Beziehung über mindestens 300 km Entfernung zu führen. Dies scheint lange euer ungewöhnliches Rezept für eine tolle Beziehung gewesen zu sein. Ich sage das in der Vergangenheit, weil das Rezept in diesem Jahr endlich in einer Neuauflage erschienen ist.

Aber: Fangen wir doch mal von vorne an:

Am 7. August 2010 habt ihr euch kennengelernt. Sabrina konnte mir in unserem Gespräch, welches wir im Vornherein geführt hatten auch sofort sagen, dass das ein Samstag war.

Jan fuhr mit seinem Freund und Trauzeugen Mathieu in dessen, Zitat „gammligen Peugeot 307“, zum Linkenheimer Baggersee, genannt Bali, um die Mädels, welche Mathieu bereits aus dem Fitnessstudio kannte und mit denen sie dort verabredet waren – hierzu zählte auch Sabrina, mit ihren Beachvolleyball-Künsten und astrein gestählten Körpern zu beeindrucken.

Bereits vom Parkplatz aus erspähte Jan Sabrina in ihrem roten Bikini. Gerüchten zufolge sollen ihre Kurven und ihre Ausstrahlung ihn so beeindruckt haben, dass seine Volleyball-Künste und sein gestählter Körper seines Erachtens nicht ausreichten, um Sabrina zu imponieren, weshalb er noch seine Delfinschwimm-Künste dafür einsetzte. Trotz dieser Bemühungen, tauschten sie an diesem Tag keine Nummern.

Jan gab jedoch nicht auf und lud zwei Wochen später Kim, die Freundin, welche auch schon am Baggersee dabei war, zum Vorglühen ein. Für alle, die noch zu jung oder schon zu alt sind, um „Vorglühen“ zu verstehen: im Duden zwar definiert als: vor dem Anlassen des Dieselmotors als Zündhilfe die Glühkerzen glühen lassen“; bedeutet es heute vielmehr das gemeinsame Treffen zum Verzehr alkoholischer Getränke vor einem Party- oder Clubbesuch.

Auf jeden Fall ergänzte Jan bei seiner Einladung, dass Kim gern auch weitere Freundinnen mitbringen darf. Sabrina erfuhr von der Einladung und dachte allerdings, dass Jan auf Kim steht. Sie war deshalb sehr traurig und überlegte, ob sie überhaupt kommen sollte. Schließlich erschien sie glücklicherweise beim

Vorglühen und Jan unterhielt sich glücklicherweise den ganzen Abend mit Sabrina. In der Diskothek „Ago“ tauschten sie dann schließlich auch ihre Nummern aus und verabredeten sich schon für den nächsten Tag.

Sie trafen sich auf dem Parkdeck 10, einer Bar in Karlsruhe, und beendeten ihr Date schließlich hier im Schlossgarten mit dem ersten Kuss. Das ist nun fast auf den Tag genau 8 Jahre her.

Danach trafen sie sich fast jeden Tag. Schon schnell erfuhr Sabrina, was für einen verantwortungsbewussten Mann sie sich da angelacht hatte. Jan versetzte Sabrina mal – zumindest um einige Stunden – weil er Zitat „noch die Hasen machen“ musste. Wir hatten damals noch zwei Kaninchen, welche, wie Sabrina dann später auch erfuhr, von allen als Familienmitglieder gehandelt und behandelt wurden.

Noch bevor ihr, Jan und Sabrina, überhaupt offiziell zusammen wart, stand die erste Trennung an: Jans Umzug nach München für den Master nicht mal zwei Monate nach eurem Kennenlernen. Jan feierte einen gebürtigen Abschied in Karlsruhe bei dem aúch ich dann Sabrina kennenlernen durfte bzw. wohl eher Sabrina mich. Sie sah mich nämlich in dem Club, in dem wir waren, am Eingang stehen und dachte sich „die darf Jan auf keinen Fall sehen“. Glücklicherweise stellte Jan mich dann schnell als seine Schwester vor.

Noch vor dem Umzug fragtest du, Jan, Sabrina, ob sie dich nicht in München besuchen kommen will. Du dachtest wohl eher an etwas Unverbindliches, aber Sabrina zückte sofort ihren Kalender und wollte einen festen Termin ausmachen. Gesagt getan: Vier Tage war Sabrina zu Besuch und Jan hatte komplett alles durchgeplant und bestens organisiert.

Doch ein wenig widersprüchlich war das Ganze, denn er sagte Sabrina in diesen Tagen auch, dass er eigentlich keine Beziehung haben will. Nachdem Jan dann aber nochmal zwei Wochen in Karlsruhe war und schließlich Sabrina zu meinem Geburtstag einlud, war klar, dass beide zusammen sind.

Bis heute wisst ihr jedoch kein genaues Datum, weshalb ihr immer euren Kennenlerntag feiert.

Die nächsten Jahre bestanden aus mehreren nationalen und internationalen Umzügen – Jan hat u. A. zeitweise in Singapur und Sao Paulo gelebt, Sabrina in Mailand und Taiwan -, aber vor allem aus vielen gemeinsamen Reisen und gegenseitigen Besuchen im Aus- und Inland. Das Schlafen auf ein oder ein Meter zwanzig breiten Betten hat euch dabei immer wieder näher gebracht.

Ihr habt eure Leidenschaft für das Oktoberfest, für Fasching bzw. Karneval und natürlich für verschiedenste Partys und Unternehmungen überhaupt, aber auch fürs chillen, entdeckt.

Mit 30 machte sich Jan dann wohl so langsam Gedanken darüber, wie es weitergehen soll. Da Sabrina schon immer seine Traumfrau war – Sabrinas Trauzeugin Sophia sagt, dass sie keinen Mann kennt, der so sehr zeigt und sagt wie toll er seine Freundin findet – entschied sich Jan dann im April 2017 bei einem akribisch durchgeplanten Heiratsantrag in Ägypten die Frage aller Fragen zu stellen.

Vorher wäre allerdings beinah alles aufgeflogen: Jan hatte bereits von Deutschland aus geplant: eine

Quad-Tour durch die Wüste – welche rein zufällig nur mit den beiden stattfinden sollte – und ein Picknick mit Sekt und Früchten auf einer ganz bestimmten Düne, natürlich exakt bei Sonnenuntergang. Dies gab er so den Tourguides weiter, welche auch alles im Vornherein organisieren konnten… bis auf den Sekt!

Diesen musste Jan selbst mitbringen. Er kaufte ihn auf dem Flug nach Hurghada bei einem Zwischenstop in Istanbul – Sabrina hatte er in der Zeit in der Parfümabteilung „abgestellt“ – und verstaute ihn in seinem Rucksack, in dem allerdings auch Sabrinas Wechselschuhe drin waren. Jan wusste, dass Sabrina gern noch ihre Schuhe wechseln wollte und fragte sie ständig danach. Sie wunderte sich ein wenig, wechselte schließlich aber erst dann die Schuhe als Jan kurz auf Toilette war.

Als er dann wiederkam und sah, dass Sabrina ihre Schuhe ohne sein Beisein gewechselt hatte, flippte er ein wenig aus. Schließlich befürchtete er, dass Sabrina

die Flasche gesehen hatte und sich ihren Reim daraus machen konnte. Dies war allerdings nicht der Fall und Sabrina wunderte sich lediglich, wieso Jan so sauer war.

Am 3. April, dem ersten Urlaubstag, war es dann soweit: Während Sabrina noch am Strand schlief, sicherte Jan nochmal ab, dass alles klappen würde. Am späten Nachmittag starteten die beiden dann: Jan – hochmotiviert, jedoch etwas frustriert, da seine baldige Verlobte unbedingt eine Hose anziehen wollte, die ihm so gar nicht gefiel; Sabrina – absolut lustlos als sie bemerkte, dass sie die Tour allein machen würden und sie durch langjährige „Tourerfahrung“ bereits wusste, dass sie für den Fotografen dann für alle Schnappschüsse zur Verfügung stehen musste; Zu Jan sagte sie nur: „Wir kaufen die Bilder doch eh nicht!“ und zog sich ihr Tuch über den Kopf.

Wie befürchtet, aber eben auch geplant, mussten die beiden also tatsächlich immer wieder für Fotos und Videos posieren.

Als sie schließlich an der Düne ankamen, stand bereits das Picknick bereit. Bei Sonnenuntergang, einer Liebeserklärung, einem ungeplanten Feuerwerk und einem Kniefall hattest auch du, Sabrina, endlich verstanden, um was ging und sagtest „Ja!“ zu deinem Jan.

Und übrigens: Von dem Sekt, wegen dem fast alles aufgeflogen wäre, ist dann auch fast alles übrig gelieben.

Liebe Sabrina, lieber Jan,

ich hoffe, dass in eurem ungewöhnlichen Rezept für eine gute Beziehung von dem ich vorhin sprach, die Zutat „immer eine Beziehung über mindestens 300 km Entfernung führen“ in diesem Jahr durch die Zutat „auf kleinstem Raum zusammenwohnen“ – die beiden wohnen in einer 36 qm großen Wohnung – erfolgreich ersetzt werden konnte.

Für eure Zukunft wünsche ich mir, dass weitere Zutaten, wie zum Beispiel „ein Kind bekommen“, hinzugefügt werden und ihr im privaten und beruflichen Bereich weiterhin so erfolgreich seid!

Aber gerade jetzt, wo ihr zusammenwohnt und endlich ein wenig häuslich werdet behaltet euch folgendes immer bei: Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, sollte es mal mit Routine versuchen: Die ist gemeingefährlich.

Ich wünsche euch alles alles Gute!

Liebe Sabrina, lieber Jan,

Ein Patentrezept für eine gute Ehe gibt es nicht. Ein glückliches Eheleben ist aber bestimmt auch keine Zauberei! Denkt einfach immer daran, wie Ihr Euch ineinander verliebt habt, verliert nie den Respekt voreinander und wählt eure Worte, auch wenn es mal Streit gibt, immer mit Bedacht.

Für heute wünsche ich euch viele schöne Momente voll Liebe, Freude und Fröhlichkeit. Eure Hochzeit soll Euch immer in Erinnerung bleiben.

Ich bin froh, dass ich Teil sein darf und wünsche euch alles alles Liebe!